Gibt es den Startpunkt einer Reise?
Natürlich denkt man sofort: Der Moment, wenn ich in den Flieger steige, markiert den Anfang.
Wenn ich auf meine Neuseelandreise zurückblicke, muss ich feststellen, dass es irgendwie keinen klaren Anfang gibt. Alles ist und war ein Prozess.
Zuerst dachte ich, die Reise begann mit meiner Entscheidung, aber je mehr ich darüber nachdenke, muss ich sagen: Nein. Die Reise und die Entscheidung haben sich vielmehr über Jahre entwickelt.
Gestern war ich kurz im Zimmer meiner Teenager-Tochter.
Ja, ich weiß, BETRETEN strengstens verboten.
Aber ich war mal wieder auf der Suche nach meinen Ölen und da blieb mein Blick an ihrer Wand hängen.
Dort hängt seit Anfang des Jahres eine große Karte von Neuseeland. Interessant, oder?
Sie stammt von einer Auslandsjahr-Agentur, die wir letztes Schuljahr aus Neugier kontaktiert haben. Ist es deswegen zu der Reise gekommen? Hat sie dort ihren Anfang genommen? Hat es vielleicht auch damit zu tun, dass Sarayu nun mitkommt?
In diesem Moment wurde mir noch einmal in aller Tiefe bewusst, dass alles, was wir tun, Auswirkungen hat – auch wenn es zunächst nicht so scheint.
Das kann natürlich Angst machen: Angst vor der eigenen Macht, der eigenen Verantwortung, der eigenen Schöpferkraft. Doch gleichzeitig ist es auch befreiend, oder nicht?
Ich entscheide, wie sich meine Realität gestaltet.
Wenn ich dem roten Faden meines Lebens folge, hat Neuseeland vielleicht schon in meiner Kindheit begonnen. Als meine Tante von ihrem Amerika-Trip zurückkam und mir als siebenjährigem Mädchen mit leuchtenden Augen erzählte, was sie alles erlebt hatte.
Ich habe mich immer so gefreut, wenn diese reiselustige Tante zu Besuch kam. Sie schenkte mir die Neugier auf die Welt, denn ihre leuchtenden Augen brachten auch in mir etwas zum Leuchten.
Meine Eltern hatten leider nie genug finanzielle Mittel, um die Welt zu erkunden, und so musste ich die Sehnsucht zu reisen lange aushalten. Erst mit 24 Jahren brach ich dann auf. Genau vor 20 Jahren stieg ich zum ersten Mal in einen Flieger und flog ans Ende der Welt.
Nach Australien. Down Under.
Heute muss ich schmunzeln, wie arglos ich damals war: total optimistisch und angstfrei, noch nie zuvor irgendwo gewesen und dann gleich so weit weg.
Diese Reise hat mein Leben verändert – vollständig.
Auf dieser Reise wurde ich vom verlorenen Drogenmädchen zur brennenden Christin.
Damals haben mich viele gefragt: „Warum ausgerechnet Australien?“
Ich konnte es ihnen nicht sagen.
Heute werde ich auch gefragt, warum ausgerechnet Neuseeland?!
Wieder kann ich es nicht wirklich erklären.
Ich weiß es einfach. Die Energie, die mich ruft, ist die gleiche, wie damals.
Vielleicht nicht mehr ganz so arglos und optimistisch, aber mit dem Wissen, dass auch diese Reise eine grundlegende Veränderung im Gepäck hat.
So mutig!