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AutorenbildStef Liehr

Mein größter Alptraum

Ich bin am Flughafen und durchsuche hektisch meine Tasche. Er ist nicht da. Nirgends. Ich hab meinen Pass im Auto vergessen! Wir laufen zurück ins Parkhaus. Da liegt er im Handschuhfach.

Zurück im Flughafen. Der Check-in ist geschlossen. Ich hab den Flieger verpasst.

Wieder ein Mal.

An irgendetwas scheitert es immer. Ich brauche zu lange in der Sicherheitskontrolle.

Der Weg zum Gate dauert ewig.

Ich komme zu spät. Immer und immer und immer wieder.

Ein Traum, der mich schweißgebadet Nachts hochschrecken lässt mit Tränen in den Augen.


Heute am Flughafen fällt mir der Traum wieder ein.


Als Teenager hat mir ein Freund gesagt, Stef du bist zu langsam. Du verpasst immer deine Chancen. Ich hab ihm diese Ansicht abgekauft. Jahrelang.

Heute habe ich diese Ansicht gelöscht. Ich hab ihr gedankt. Sie ist wertvoll gewesen. Sie hat mir geholfen meine Träume nicht auf später zu verschieben und Dinge auch nicht lange zu hinterfragen. Einfach machen.


Aber diese Ansicht hat mich auch ruhelos gemacht. Ungeduldig. Unüberlegt.

Heute hab ich ihr gedankt und mich verabschiedet. POD&POC*

Keine Angst mehr etwas zu verpassen. Immer da wo ich sein soll.


Tja und dann…

Gab es technische Defekte an unserem Flieger. Ich wollte das so. Klingt schräg oder? Aber als meine Tochter Panik vor einem Boing-Absturz bekam, sagte ich ihr, wenn irgendwas mit dem Flieger nicht stimmt, soll es verhindert werden, dass wir an Board gehen.

Juhu, der Defekt wurde entdeck!

.

Man vertröstet uns und meinte der Abflug findet eine Stunde später statt.

Also haben wir unsere Anspannung in Weihrauch ertränkt und uns in ein Cafe gesetzt, getextet und gelesen. Entspannt.


Nach einer guten halben Stunde, ich war grad auf dem Weg zur Toilette fiel mehr auf, dass der Wartebereich beim Gate total verlassen aussah. Mein erster Gedanke, die haben den Flug gecancelt. Ein Blick auf die Infowand sagte: Boarding…Last call. What the f*** Keine Ansage. Kein Aufruf. Nichts.

Sarayu im Schlepptau sind wir zum Gate gelaufen. Mein Alptraum.

Eine Stewardess rief uns zu „Run, we are closing the gate, NOW!“


Mein Herz war am Limit. Das konnte doch alles nicht wahr sein!


In letzter Minute sind wir mit an Board gegangen.

Nur ein paar verirrte Asiaten waren noch später dran.


Ich schreib diese Zeilen aus der Boing. All safe.


Als ich grad alles Revue passieren hab lassen, war ich so berührt.

Was wenn ich ein paar Minuten später auf die Toilette gegangen wäre. Was wenn mir das leere Gate nicht aufgefallen wäre.


Mein Alptraum wäre war geworden. Aber ich war genau in diesen Minuten da, wir waren just in time. Immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort… und wer weiß, was wäre hätten wir den Flug tatsächlich verpasst. Das Leben meint es immer gut mit uns. Immer. Wir sind geliebt, geführt, getragen. Angst ist doof und sie gehört nicht zu den unendlichen Wesen die wir sind.


Die Frage in solchen Momenten darf immer sein: Was ist das Gute daran, dass ich noch nicht sehen kann?!


Wir sind an Board. Ich hab nach dem Start erst mal richtig zu schluchzen begonnen.




Der Alptraum ist gebrochen. Ich sitz mit meiner wundervollen Tochter im Flieger Richtung Neuseeland. Im Begriff mein Traumleben in die Realität zu holen und Angst um verpasste Chancen und Flieger hinter mir zu lassen.

Ich bin bereit.

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Invité
08 janv.
Noté 5 étoiles sur 5.

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